Mein erstes Ziel war also Kroatien – das Land der Fußball-Vizeweltmeister ⚽😉 und das Land meiner Wurzeln. Am 01.08.2018 um Punkt 9 Uhr bin ich bei meiner Verwandtschaft, keine 40 km nordöstlich von der Hauptstadt Zagreb, eingetrudelt – pünktlicher als sonst zur Arbeit 🙈

Ich freue mich sehr, meinen Onkel zu sehen. Er hat Krebs und hatte im Mai noch gesagt, er wisse nicht, ob wir uns im August nochmal wiedersehen. Gott sei Dank, er hat sich etwas erholt. Dafür liegt die Tochter meines Cousins mit 8 Jahren seit vier Wochen im Krankenhaus, die sich natürlich freut, dass die Tante jetzt da ist, sie besuchen und auch mit abholen kommt. Es ist die Familie meiner Mutter. Drei Generationen, die hier auf einem Bauernhof unter einem Dach leben. Dorf in Kroatien hin oder her, aber auch hier scheint es mir nicht mehr ganz zeitgemäß, so eng und weniger mit- denn aufeinander zu leben. Und ich spreche nicht vom „Mehrgenerationenwohnen“, wo man füreinander da ist und doch jeder seinen Bereich hat. Ich meine, ein gemeinsames Wohnen und Arbeiten auf dem Land – mit gemeinsamer Küche, Bad etc. Und es ist auch nicht ein Bauernhof, wie wir ihn aus dem Schwarzwald kennen, mit ein bisschen Feld, Wald, Wiese, weitestgehend sauber und schön anzuschauen. Hier geht es um Schweine, Kühe, Hühner, Gänse, Hunde, Katzen, Bienen, Wiesen, Heu und Felder mit unterschiedlichstem Getreide und Mais, Weinreben, Obst- und Gemüseanbau. Es gibt so gesehen keinen Feiertag, keinen Sonntag und auch keinen Urlaub, denn Vieh will versorgt (und geschlachtet 😟), Kühe gemolken, Felder bestellt, Schnaps gebrannt, Gemüse & Obst geerntet & verarbeitet und Honig hergestellt werden. Und bestimmt habe ich Einiges vergessen. Und dann werden auch noch die Suppennudeln & der Ajvar selbst gemacht, der Kaffee auf dem Herd zubereitet und es wird täglich mehrfach gekocht. Was für ein krasses Leben. Und das, wo sich das Leben auch hier weiter dreht, man in den sozialen Medien unterwegs ist, die neuesten Smartphones hat und es auch sonst nichts gibt, was wir nicht auch hätten. Das unter einen Hut zu bekommen, wohooo. Und genau das versteht die ältere Generation nicht – dass eine Weiterentwicklung auf dem Gebiet eben auch notwendig ist. Manche gehen zusätzlich (!) auch noch arbeiten.

Mit meiner Dankbarkeit geht es hier also direkt weiter: heute bin ich meinen Eltern von Herzen dankbar – dass sie einst den Mut hatten, das hier hinter sich und die Familie gefühlt im Stich zu lassen, um ein besseres Leben zu führen. In einem Land, dessen Sprache sie nicht konnten und dessen Gegebenheiten sie nicht kannten. Meinen Respekt und meine Achtung, vor allem aber meinen DANK – dass wir drei in Deutschland geborenen Kinder andere Perspektiven bekamen, als es bei meinen Cousinen und Cousins der Fall war. Und es fällt mir ganz und gar nicht leicht, mich emotional abzugrenzen und davon frei zu machen, wie viele Möglichkeiten mehr ich habe, die sie nie hatten und vermutlich auch nie haben werden.

 

Und so fliege ich nun weiter. Man könnte auch sagen, jetzt geht es erst richtig los. Und ich bin ehrlich – ich bin morgens gerade wieder sowas von aufgeregt und nervös… Vielleicht hilft es mir, wenn ich mich auf meine Eltern besinne, die im Ausland ein neues Leben begonnen haben und an meine Verwandtschaft und Ahnen denke, die Dank ihrer Kraft schon so Vieles geschafft und überwunden haben. Bei allem, was mich manchmal vielleicht nervt, kann ich dankbar sein, solche Wurzeln zu haben. Bin ich. Sehr.

 

Da ich zeitnah nach der Ankunft in Peking mehrere Tage auf der Chinesischen Mauer wandern und in Bergdörfern sein werde, wird es nun wohl ein paar Tage dauern, bis ich mich melde 🙋