Mit gemischten Gefühlen steige ich in den Flieger. Es sind bereits einige Asiaten an Bord, ein paar kroatische Stimmen geben mir jedoch noch ein vertrautes Gefühl, bevor sich zum Umstieg in Doha alles Bekannte verteilt, ja geradezu aufzulösen scheint. Und da sitze ich nun am Gate und warte auf das Boarding für den Weiterflug nach Beijing – als einzige (!) Europäerin. Irgendwie ein lustiges Gefühl. Abgerundet wird das ganze dann an Bord, die entsprechende Musik erinnert mich nun an einen Themenfreizeitpark und ich muss regelrecht grinsen. Mir wird jetzt klar, dass ich durchstarte – in eine andere Welt. Da braucht es erst mal zum Essen einen schönen Weißwein und anschließend einen Cognac, schließlich habe ich gelernt: immer schön desinfizieren 😁 Und ich wüsste zu gerne, was diese Menschen über diese blonde, allein reisende, Alkohol trinkende Frau denken, die einfach nur angefangen hat, ihr Leben zu genießen. Ich fühle mich vom Leben beschenkt, auch, weil zwischen einem, ich denke Studenten, und mir, ein Sitz frei ist und ich richtig schön Platz habe und das Geschmatze und Geschlürfe nicht zu nah um mich herum habe 😂 Nach dann doch insgesamt 13 Stunden Flugzeit, die mir weit nicht so lange vorkommt, versuche ich, mich zu orientieren, möchte jemandem hinterherlaufen, um zur richtigen Gepäckausgabe zu gelangen. Keine Chance, sie sehen alle irgendwie gleich aus und es ist wie in einem riesen Ameisenhaufen, Du weißt nicht mal, wo Du hinlaufen sollst, geschweige denn, wem hinterher. Ganz so schnell und einfach geht es auch nicht. Da gibt es Automaten, an denen Du vorab schon mal Deine Fingerabdrücke scannen musst, um für die Einreise kategorisiert zu werden. Gefühlt bin ich auch auf dem ganzen Flughafen die einzige Europäerin, aber ich schlage mich wacker. Und dann denkst Du, Du stehst gleich am Gepäckband – von wegen. Vorher erst einmal mit einer Bahn in ein anderes Terminal fahren, Berlin zur Rush Hour ist ein Witz dagegen. Zumindest ist mein Gepäck da und ich bin irgendwie auch ungewöhnlich entspannt, wo ich doch bei solch großen Menschenansammlungen eher nervös werde. Es braucht also 1,5 Stunden vom Moment der Landung bis zum Ausgang. Dort dann ein regelrechtes Glücksgefühl, als ich ein Schild mit meinem Namen erblicke – in lateinischer Schrift. Wir warten noch auf einen Mitreisenden, der ebenfalls die Tour „Walk the Great Wall of China“ gebucht hat und ich bin erleichtert, als Marco Rodriguez – Engländer mit spanischen Wurzeln – groß, stämmig, mit Hut vor mir steht und mir allein durch seine Statur ein Gefühl von Schutz gibt. Es geht los, wir fahren durch die Stadt, lernen ein wenig chinesisch und sind erstaunt, wie unspektakulär und grau sich Peking zeigt. Ich kann nicht mal erkennen, ob draußen neblig ist oder Smog über der Stadt liegt. Eine Stadt mit, nimmt man nur die registrierten Bewohner mit ständigem Wohnsitz, 12 Mio. Einwohnern! Die temporären dazu gerechnet 21,5 Mio. – in einer einzigen Stadt! Diese Zahlen bekommt mein Verstand nicht verarbeitet. Ich komme gerade aus einem Land, das gerade mal 4,2 Mio. Einwohner insgesamt zählt.

 

Im Hotel angekommen, treffen wir auf zwei weitere Mitreisende: Julia, ebenfalls Engländerin und Sabine aus der Schweiz, mit der ich mir auch das Zimmer teile. Druja (gesprochen: Dschrudscha 😀) ist unser Guide. Nomade aus Tibet. Er erzählt uns bei sehr leckerem Essen – wir bestellen verschiedene Gerichte und essen quasi chinesische Tapas – von seiner Familie, die nicht versteht, warum er gegangen ist und nun diesem Job nachgeht bzw. dieses Leben lebt. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, wobei es ja auf der Hand liegt, dass ein Nomade weiter ziehen muss. Ich folge ja auch nur dem „Veränderungsdrang“ meiner Eltern 😉 Wir sind also eine kleine Gruppe und ich freue mich auf die bevorstehenden Tage. Bevor es ins Bett geht, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Kiosk, um uns Wasser zu kaufen. Das lustigste Erlebnis seit Langem – ich beömmele mich vor Lachen. Da hängen Süßigkeiten und dazwischen etwas, das eher an Vogeleier erinnert. Und da gibt es Packungen, bei denen Du Dich fragst, ob das Hundefutter ist oder Hund drin ist. Zwei junge Chinesen müssen schon grinsen, weil ich einfach nicht mehr aufhören kann, den Kopf zu schütteln und zu lachen. Sehr schön, ich mag den Trip jetzt schon 🙃

 

Ach so, WLan gibt es, soziale Medien sind completely off (Facebook, Insta, WhatsApp & Co). Sich den entsprechenden Zugang über VPN zu verschaffen, ist illegal. Ich lass es also lieber mal 😉