Ich fliege über Brunei nach Borneo und es ist fast wie ein Sightseeing-Flug, denn über Brunei fliegen wir so tief, dass ich all die Paläste aus der Luft sehen kann. Wir haben vierzig Minuten Verspätung und ich frage mich, wie ich meinen Anschluss bekommen soll, zumal ich ohnehin nur 1 Stunde und 5 Minuten Umsteigezeit habe, aber ich fühle mich ganz ruhig. Im Zweifel bleibe ich eben hier, fliege später oder fahre halt dann mit dem Bus nach Borneo. Ist ja alles nicht wirklich ein Problem. Es bleibt entspannt, da es sich um die gleiche Flug-Crew handelt und wir lediglich das Flugzeug wechseln müssen 😉

Ich lande in Kota Kinabalu, Malaysia und es ist wie ein Nachhause kommen. Im Gegensatz zu Singapur ist es hier wieder etwas persönlicher und nach einem Monat Malaysia habe ich ja schon ein gutes Gefühl für die Menschen und Gegebenheiten hier. Schon das erste Gespräch im „Grab“ ist so nett und als mich die Schwestern im Cozy Hostel begrüßen und wir direkt darauf los schnattern, merke ich, dass ich mich hier wohlfühle. Die beiden empfehlen mir, in der gegenüberliegenden Mall in „Lucy’s Kitchen“ essen zu gehen und das traditionelle „Nasi Lemak Special Rendang Beef“ zu probieren, was ich gerne tue.
Oh wow – Beef, das zugegeben mit der sämigen Sauce auf den ersten Blick sonderbar aussieht, aber so weich ist, dass es auf der Zunge zergeht. Dazu Reis mit Spiegelei, eine scharfe Paste, die kleinen getrockneten Fische und geröstete Erdnüsse. Ein Genuss. Ich merke, wie ich schon wieder beobachtet werde und als ich an der Kasse bezahle (hier zahlt man im Restaurant nicht am Tisch), werde ich von ein paar jungen Frauen wieder befragt und geradezu bestaunt. Ich kichere innerlich und freue mich gleichermaßen. Sie sind wirklich alle so herzig.
Danach brauche ich noch einen Nachtisch, mal schauen was ich beim Schlendern so entdecke. Ich entscheide mich für eine kleine „White Coffee Tarte“ und freue mich, dass ich ja wieder so ganz öffentlich essen darf 😆 Wie ich so durch die Mall schlendere frage ich mich, wie ich meine Schwester hier je wieder rausbekommen soll. Ich bin jedoch so lieb und schreibe ihr, dass sie unbedingt Platz in ihrem Rucksack lassen soll. Na gut, Wahrheit ist, ich habe ihr auch gesagt, dass wir sonst ein gemeinsames Päckchen nach Hause schicken könnten, falls WIR zu viel finden 😜

Am Abend lerne ich May aus meinem Zimmer kennen und ich habe auf der Reise noch niemanden erlebt, der so aufgeregt ist, jemanden aus Deutschland zu treffen, was daran liegt, dass ihr Sohn bei uns studieren möchte. So reden wir über die unterschiedlichsten Uni-Städte in Deutschland und ich muss mich präzise ausdrücken, denn sie glaubt und entscheidet mit ihrem Sohn am Ende noch nach meinen Aussagen 😅 Sie ist mir gleich sympathisch und es fühlt sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Da ich noch meine Zuckermaus-Nichte anrufen möchte, verabreden wir uns für den nächsten Abend zum Weitersprechen.

Oh wie ich es liebe, mit Nika zu telefonieren. Und wie ich merke, ist es wichtig, dass wir auch mal so ganz unter uns telefonieren, den Tanten-Nichten-Schabernack können wir sonst nämlich nicht machen 🙃 Wie gerne hätte ich sie bei mir und ich glaube wir beide hätten sowas von einen mega Spaß. Wenn es nach ihr ginge, würde sie in den nächsten Flieger steigen – mit sieben halt leider nicht alleine möglich. Maus, das holen wir nach, sobald Du ein bisschen älter bist. Nur Du und Deine verrückte Tante 😊

Als ich am nächsten Abend recht spät, ins Hostel zurück komme, sitzt May in der gemütlichen Wohnecke des Hostels mit einer Riesenflasche „Ginger Beer“, das sie für uns gekauft hat. Sie dachte sich, dass ich ja bestimmt zeitnah zurück kommen würde und hat die Flasche vorausschauend geöffnet. Jetzt werde ich schon erwartet, unglaublich. Was folgt, ist eines der interessantesten und intensivsten Gespräche überhaupt. An Sinn und Tiefgründigkeit nicht zu überbieten und ich staune über mich selbst, dass ich das auf dieser Ebene in Englisch hinbekomme. Als ich ihr erzähle, dass ich Marina Mahathir kennen gelernt habe, fällt sie fast vom Sofa und erzählt mir, wie stolz das gesamte Volk auf ihren Vater ist, dem es trotz seines hohen Altern von über 90 Jahren, noch gelang, eine korrupte Regierung aufzudecken und in den Wechsel zu bringen. Sie feiern noch immer den Ausgang der Wahlen im Frühjahr und hoffen nun auf viele Veränderungen und neue Perspektiven im Land. Dann sprechen wir über die Website, die Marina mir ans Herz gelegt hatte und in dem Moment fühle ich den Wink, die Chance. Es gibt ja keine Zufälle und nun treffe ich die zweite Kuala Lumpuranerin, die mich ermutigt über meine Erfahrungen, nicht nur beim Reisen, zu schreiben und mich ebenfalls nach KL einlädt. Sagt wir bräuchten Netzwerke, weltweit. Nun, ich denke beim Thema Netzwerk hat sie gerade mal die Richtige getroffen 😉 Irgendwie bleibt es spannend… auf meinem Weg.

Das absolute Highlight meines nächsten Tages ist zweifelsohne das Finden von Donuts mit meinem Websiten-Markenzeichen „Sunny side up“. Ach je, wie man sich doch über Kleinigkeiten freuen kann. Denn was ich ansonsten in der Stadt sehe, ist offen gestanden nicht wirklich sonderlich erfreulich. Aber der Reihe nach. Ich laufe also durch die Mall, da hinter ihr das Meer liegt. Die Sonne scheint, ich sehe Palmen, Meer und Boote und dieses Bild scheint zunächst richtig schön, fast schon idyllisch. Ich renne mehr oder weniger über die Straßen, die immer noch keine Ampeln haben und muss dann entsetzt feststellen, wie schmutzig das Wasser ist, wie es noch mehr stinkt und wie viel Müll sich darin befindet. Ich denke, das ist vielleicht nur an diesem Abschnitt so und laufe zügig an der Waterfront entlang, dem Stadtkern immer näher kommend. Mir gelingt es sogar, das ein oder andere schöne Bild zu machen, ich staune immer noch darüber. Der „Philippino- und Handcraftmarket“ wurden mir empfohlen, also laufe ich hin. Ich finde unzählige Marktstände, an denen es Obst und Gemüse gibt, an anderen frischen Fisch, ebenso wie eimer- und paketeweise getrockneten Fisch. Es stinkt immer mehr und ich muss mich beherrschen, denn ich habe nicht nur eine große, sondern auch sehr empfindsame Nase. Der „Kunsthandwerkermarkt“ bietet jeden erdenklichen „Kruscht“ an. Dabei sind die Flure so eng und vollbehangen, das man kaum hindurch laufen kann, zumindest sind sie hier jedoch nicht so aufdringlich wie man es von solchen Märkten gewohnt ist.
Ich laufe weiter am Ufer entlang und mir wird, wahrscheinlich zum ersten mal, bewusst, wie es mit all dem Plastik auf den Weltmeeren sein muss. Irgendwie erschüttert es mich und ich frage mich, wie der Mensch als solcher eigentlich drauf ist. Gerade finde ich echt nichts Positives und versuche schnellstmöglich, den „Trail to Signal Hill Observatory“ zu erreichen, der mir ebenfalls ans Herz gelegt wird, als ich nach Wanderwegen frage. Fakt ist, der Weg dauert in etwa 13 Minuten und führt an der Straße entlang. Und was sich mir am Observatorium bietet, ist einfach der Blick auf eine hässliche Stadt mit Teils hohen und vorwiegend herunter gekommenen Häusern, hinter denen das Meer liegt. Hört sich trostlos an? Ist es auch. Der Himmel teilt meine Emotionen und es fängt an zu regnen. Ich fahre zurück zum Hostel, bin irgendwie erschöpft und versuche, ein wenig zu schlafen. Gelingt mir, sogar sehr komatös. Als ich wach werde, bin ich total verspannt und habe Kopfschmerzen. Ich scheine das Meiste – Neues wie Altes – im Schlaf zu verarbeiten, dabei muss ich meine Zähne derart zusammen beißen, dass mir teilweise der gesamte Kiefer schmerzt. Ja, da zeigt sich über die Träume doch noch Einiges und ich bin froh, dass ich mich zumeist nur noch an Fetzen erinnern kann. Mir ist aber auch klar, dass das meinem Wohl dient, denn da scheint Einiges zum „Abschluss“ zu kommen. In dem Fall  (und nur in dem) hoffe ich, dass ich bald ausgeträumt habe 🤣

Um mich wieder der Sonnenseite zu widmen, bereite ich mich auf die Ankunft meiner Schwester vor, bastele ein Pappschild als Willkommensgruß und bin fast ein bisschen aufgeregt..

Morgens bin ich bin überpünktlich am Flughafen und wieder dauert es nicht lange, bis ich mich mitten in einem Gespräch mit einer älteren Einheimischen wiederfinde. Sie findet es mutig, aber auch toll, was ich mit dem Reisen mache und gibt mir dahingehend Recht, dass wir immer im Heute leben und unseren Wünschen folgen sollen, denn bereits morgen könnte es zu spät dafür sein.

Die Tür geht auf und ich sehe meine Schwester… wir fallen uns in die Arme – waaas für eine Freude!! Sie stellt mir noch ein holländisches Pärchen vor, das ab Frankfurt mit ihr geflogen war, bevor unsere gemeinsame Zeit beginnt. Ach wie schön es ist, dass Kristina jetzt hier ist 😍