Das Zelt ist trocken geblieben 😆 und glücklicherweise ist zumindest nicht mehr totale Ebbe, sodass wir barfuß nur ein paar Schritte durch das Wasser watscheln müssen, um in ein kleines Boot zu steigen, das uns wiederum zum Schnellboot schippert. Zurück auf dem Festland fahren wir in Sandakan noch zum „War Memorial Park“, aber ihr wisst ja wie es bei mir um das Thema Geschichte steht 😉 Und trotz des schön angelegten Parks brauche ich auch die Energien dort nicht. Kristina und ich spazieren ein wenig herum und müssen Acht geben, uns nicht zu verlaufen, sind dann aber auch nicht böse, als die Zeit um ist. Da wir die letzten Tage dann doch fast 700 Kilometer zurück gelegt haben, gibt es heute einen kurzen Inlandsflug, den die Tour beinhaltet. Mir hätte das Zurückfahren ja nichts ausgemacht…
Zurück in Kota Kinabalu verabredet sich die gesamte Gruppe für abends zum Essengehen. Und es ist schon erstaunlich, wie man sich in recht kurzer Zeit, aber eben auch nach vielen gemeinsamen Erlebnissen dann doch aneinander gewöhnt, selbst wenn man ganz unterschiedlich zu sein scheint. Über jeden Einzelnen zu schreiben, hätte den Rahmen gesprengt, wenngleich auch das interessant gewesen wäre: von der Australierin Jody, die eigentlich den Luxus liebt, durch und durch dazu steht und pinke Haare hat, die sich leider im Dschungel ausgewaschen haben, von den irgendwie durchgeknallten Briten Haley und Josh, die Arbeitskollegen sind und so schnell und viel Essen schaufeln, dass man es kaum glauben kann, dem australischen ungewöhnlichen Pärchen Bart & Neesha, Sam, die Britin, die gefühlt eine Million Bilder schießt (dicht gefolgt von Kristina 🤣) und die ich bis zum Schluss kaum verstehe, die bildhübsche Britin Alice, die sauberstes British English spricht und gerne mal für sich bleibt und natürlich unsere zuckersüßen, lustigen Schweizerinnen Iris & Nadine, mit denen es sich irgendwann nach Familie anfühlt. Und wie es der „Zufall“ will, haben sie die nächsten Nächte ein Zimmer im benachbarten Hotel gebucht 😍

Nachdem wir also ausgiebigst geduscht und unsere Sachen wieder einigermaßen geordnet haben, ziehen wir los an die Waterfront, wo Fab, unser Guide, übrigens der von uns allen am durchgeknalltesten, einen Tisch reserviert hat. Inzwischen hat er das auch eingeräumt und das macht ihn schon wieder sympathisch 🙃 Und an diesem Abend ist er fast schon herzig. Hier in den Bars und Restaurants ist richtig was los und ich merke, dass ich die Stadt gar nicht mehr so schlimm finde 😊 Alle haben sich, im Rahmen der Möglichkeiten (und ich lasse das mal so zweideutig stehen 🤣), ein wenig herausgeputzt, was nach einer Woche Dschungel auch wirklich gut tut. Am langen Tisch werden Gespräche geführt, Cocktails geschlürft, Dankesreden gehalten, gegiggelt und gelacht. Und irgendwie wollen wir uns gar nicht recht voneinander trennen. Es fühlt sich irgendwie auch an, als würde man sich irgendwann irgendwo wiedersehen. Jody will ich in Adelaide auf ein Glas Wein treffen und sie überlegt, ob sie nicht sogar ein paar Tage nach Darwin „zu mir“ kommt. Praktisch, dass sie in Australien im Reisebüro arbeitet 😉  Auch Bart und Neesha laden mich nach Perth ein, das habe ich aber bislang nicht auf meinem Programm. Und ich würde sagen, nach England könnte ich nach meiner Reise für mehrere Wochen, um alle zu treffen. Vielleicht wäre ein Sprachkurs dort auch gut, damit ich sie dann auch verstehe 🤣 Haley und Josh könnte ich sogar noch auf Bali treffen. Und die Schweiz liegt ja sowieso um die Ecke und in Zürich sind es bereits Drei, die ich unbedingt wiedersehen will (an dieser Stelle liebe Grüße an Sabine von meiner China-Tour 🤩) plus ein Abstecher nach Basel. Hm, ich glaube ich brauche noch ein weiteres Jahr, um all diejenigen zu besuchen, die ich kennen gelernt habe, die glücklicherweise schön verteilt leben 😜 Und ich freue mich unglaublich, dass sich auch immer wieder jemand meldet – seien es die „China-Verbindungen“, „meine Jungs“ von den Perhentian Islands, die Malayen oder eine der schönen Hostel-Bekanntschaften. Ach ja, selbst mit Michele und dem Franzosen hatte ich Kontakt, also schriftlichen 🤣

Also auf jeden Fall haben wir einen saulustigen Abschlussabend der auf der Treppe vor dem Hotel mit Dosenbier und Selfies endet 😉

Beim Frühstück findet dann die insgesamt dritte Verabschiedung statt und Kristina und ich sind froh, dass wir mit Iris & Nadine noch den Tag verbringen und uns schließlich beladen wie bei einem Umzug ein „6-Sitzer-Grab“ teilen. Wir fahren fast eine Dreiviertelstunde und sind alle Vier baff, an was für einem Strand, der ja noch zu Kota Kinabalu gehört, wir landen. Strand so weit das Auge reicht und das nahezu menschenleer. Die Mädels sind in einer abgefahrenen großen Hotelanlage und werden zuerst abgesetzt, während Kristina und ich ein Appartement in einer äußerst ruhigen, top gepflegten Anlage bewohnen. Passt für alle perfekt. Und da wir gefühlt gar nicht ohne einander können, kommen Iris & Nadine am Abend bei uns vorbei und wir gehen in das Café unserer Anlage 😊 Am nächsten Abend dann umgekehrt, wo wir nochmal viel Spaß haben. Richtig viel Spaß 🤣 Gleichzeitig müssen wir uns verabschieden, aber wir machen das gutgelaunt und die ersten Sprachnachrichten folgen schon unmittelbar nachdem wir auseinandergehen 😉

Nun folgen „chillaxte“ Tage (Fabs Vereinigung von chillen & relaxen) für Kristina und mich: mit Ausschlafen, Strandspaziergängen incl. Fotoshootings 😉, Sonnen, Plantschen im Pool, Kreuzworträtsel Lösen beim Frühstück, Lesen, Schreiben (Sista, Du hast vergessen, die Postkarten zu schreiben 😬), Essen zubereiten & Essen gehen und: mit den schönsten Sonnenuntergängen ever. Ich weiß, ich habe das schon oft gesagt, aber ich glaube, die sind echt kaum zu toppen, einfach durch den ewig langen, leeren Sandstrand und der unglaublichen Weite.

Mich beschäftigt die Tage vor allem Indonesien. So viele Naturkatastrophen. So viel Elend und leidende Menschen. Und so gerne ich auf Lombok geholfen hätte, fühlt es sich jetzt nicht mehr „stimmig“ an und ich habe zunehmend größeren Respekt. Auch vor Bali. Ist es von den anderen Inseln zwar weit genug entfernt und doch niemals ganz sicher. Ich habe keine Angst und doch macht es etwas mit mir. Auch der immer näher rückende Abflug von Kristina. So viele Gedanken, Gefühle und Emotionen, die ich in dem Fall mit mir selbst ausmache…

Und auf einmal ist er da, der Tag, wie aus dem Nichts. Wir fahren zum Flughafen und blödeln mit dem lustigen Grabfahrer noch herum, von dem wir unter anderem erfahren, dass es hier umgerechnet 7 Euro kostet, wenn Du zum Arzt gehst, aber nur 1 Euro, wenn Du direkt die Klinik aufsuchst, wohin der Arzt Dich üblicherweise ohnehin schickt. Bei Operationen kommt es auf den „Umfang“ an und eine Geburt kostet 34 Ringit, also auch um die 7 Euro. Ein interessantes Gesundheitssystem 😆

Wir sehen noch einmal die gesamte Stadt bei Sonnenschein und kommen schließlich am Flughafen an. Wir umarmen uns, weinen kurz und dann geht alles ganz schnell und ich sitze wieder im Grab auf der Fahrt in mein Hostel, da ich noch zwei Nächte in KK bleibe. Ich möchte weinen, beherrsche mich aber, außerdem sind in der Stadt überall Menschen und gefühlt null Rückzugsmöglichkeiten, im Hostel sowieso nicht. Ich laufe durch die Mall, auf der anderen Seite wieder heraus, weil es dort zumindest ruhiger ist und warte, bis Kristina vorbei fliegt. Tatsächlich sehe ich den Flieger. Und dann weine ich einfach nur noch.