Irgendwann gehe ich zurück in den Supermarkt der Mall und kaufe mir Babybels, die gelben. Sind ja fast wie Smileys. Ich verputze zwei direkt und es geht mir ein bisschen besser. Ganz schön viel auf einmal zu verkraften: der Abschied von meiner jüngeren Schwester Kristina, der Geburtstag meiner älteren Schwester Jasna, bei dem ich nicht dabei sein kann und zu guter Letzt die Fragen meiner liebsten Lieblingsnichte Nika, warum ich nicht einfach mit Kristina zurück komme…

Und so lenke ich mich die nächsten beiden Tage ab mit telefonieren, schreiben, Wäsche waschen, packen und fahre zum Abschluss noch in die „Wetlands“ von Kota Kinabalu, um nochmal ein bisschen Dschungelluft zu schnuppern und um mich ein wenig außerhalb der Stadt zu bewegen. Es heißt, es gäbe hier die unterschiedlichsten Vögel zu beobachten. Ich selbst höre Einige, sehe jedoch kaum welche. Dafür bunte Krabben in rot und blau und rot-blau 😁 wie ich sie noch nicht gesehen habe. Auf alten Holzstegen gehe ich durch das sumpfartige Mangroven-Gebiet und treffe einzig auf ein älteres britisches Paar, mit dem ich ein wenig plaudere. Ansonsten gibt es hier nicht viel, außer hin und wieder ein seltsames Geräusch aus dem Wasser, von dem ich wahrscheinlich gar nicht wissen will, was genau es ist 😉 Außerdem frage ich mich, wie einzelne Schuhe oder Flipflops darin landen konnten, bemüht nicht weiter darüber nachzudenken. Das geht mir auch auf deutschen Autobahnen so. Lassen so Viele während der Fahrt auf der Autobahn die Füße zum Fenster raushängen? 🤔

So heißt es dann also auch Abschied nehmen von Borneo. Und nicht nur das, auch von Malaysia. Ich war lange hier und bin sehr dankbar – für all das Gesehene, Erlebte und die vielen wunderbaren Begegnungen. Das Land war gut zu mir, was scheinbar nicht per se selbstverständlich ist, wie ich am letzten Tag durch eine andere Weltreisende erfahre. Auch Einheimische hatten mich immer wieder zur Vorsicht gemahnt. Darauf stehe ich ja gar nicht. Du hörst irgendwelche Geschichten und sie schüren doch irgendwie eine ungewollte Angst und nisten sich in irgendeinem kleinen Teil Deines Gehirns ein. Der Grund, warum ich zunehmend weniger Nachrichten verfolge. Immer nur Negativschlagzeilen, wen wundert da die viele Negativität beim Menschen. Ich bin achtsam und in dieser Hinsicht auch vernünftig, von Angst möchte ich jedoch Abstand halten. Über Bali habe ich auch schon Einiges gehört. Toll ist ja auch, wenn dein Gegenüber sagt „ich möchte Dir ja keine Angst machen, aber…“ Was, aber? 😏 Nachdem ich also auch hörte, dass es Touristen bis hinter schwedische Gardinen geschafft haben, nachdem ihnen Drogen untergeschmuggelt wurden, gehe ich in Kota Kinabalu am Flughafen zuerst an eine „Wrapping Station“, um mein Gepäck einschweißen zu lassen. Dafür lasse ich sogar über mir ergehen, dass eine Reisegruppe von 14 (!!) pubertierenden Mädels vor mir mit ihren Backpacks dasselbe tun 🙄

Ich spüre, wie ich mich nun auf das nächste Kapitel freue. Ein neues Land, mit anderen Begebenheiten, interessanten Vorhaben. Es fühlt sich an, als sei der Fokus auf Bali ausschließlich auf mich und mein Innenleben gerichtet. Seele baumeln & mich inspirieren lassen, hinschauen & loslassen, alte, ausgetretene Pfade verlassen und einen neuen Weg einschlagen. Woher auch immer diese Worte gerade kamen, aber sie wollten geschrieben werden 😉 Ja dann, so sei es!

Nach dreizehn Stunden bin ich dann also auch mal am Ziel. Warten, fliegen, Zwischenstopp, warten, fliegen, Unmengen an Menschen, noch mehr warten, bis ich dann mal an das Gepäckband komme. Da warte ich dann wieder eine ganze Weile, werde schon ein wenig nervös, ihr wisst schon, wegen des kleinen Areals in meinem Hirn, bis ich merke, dass ich am falschen Gepäckband stehe 🤣 Dann braucht es noch drei Geldautomaten, bis ich Geld bekomme. Aber dann gibt es viel davon, richtig viel. Wir sprechen von Millionen 🤑 Schließlich laufe ich aus dem Sicherheitsbereich und freue mich wie Bolle als ich ein Schild mit meinem Namen entdecke, dazu einen freundlichen Balinesen. Alles andere hätte mich auch überfordert. Der Flughafen und die vielen Menschen tun es schon. Und wie wir so Richtung Unterkunft fahren und ich durch unser Gespräch schon vieles lernen darf, sehe und merke ich, Bali ist eine andere Hausnummer. Größer, touristischer, reicher, voller, überladener. Nach 45 Minuten sind wir am Guesthouse und durch das Schild an meiner Zimmertüre ist es fast ein bisschen wie Nachhause kommen 😊

In dem großen Bett schlafe ich königlich und erfreue mich am Frühstück – Omelett mit Gemüse, frisches Obst mit Joghurt, ein riesen Pott Kaffee. Ich mache Bekanntschaft mit der vierjährigen Magda und wir zeigen uns gegenseitig Bilder auf dem Handy 😊 Gestern schon hatte ich eine besondere Begegnung mit einem Kind, das vielleicht zwei Jahre alt war. Es war auf der Busfahrt vom Rollfeld zum Terminal. Ich setze mich neben das Kind, das alleine neben seinen Eltern sitzt. Es schaut mich an und grinst, wie eine Erwachsene. Ein außergewöhnlicher Blick und fast möchte ich sagen, nicht von dieser Welt. Das habe ich so noch nie erlebt. Und sie schaut immer wieder und grinst jedes Mal mehr. Sooo süß, dass ich sie am liebsten knuddeln und mitnehmen würde 😍 Das sind Momente, in denen kurz die Frage in mir aufploppt, warum Kinder in diesem Leben für mich nicht vorgesehen waren. Wie gesagt, kurz.

Ich bin dann bereit für Bali. Packe Badesachen ein und schlendere los Richtung Strand. Unglaublich, jeder Innenhof hat einen oder ist ein Tempel. Verzierte Wände und überall auf dem Weg kleine Opfergaben in Form von  Bananenblätterschälchen liegende Blüten, wie schön das aussieht. Ich komme an den Strand und bin – enttäuscht. Was ist das denn? Okay, ich bin verwöhnt und doch habe ich mir einen Strand auf Bali anders vorgestellt. Ich kann den Gedanken jedoch gar nicht nachhängen, da ich von einer Balinesin angesprochen werde. Sie will wissen, woher ich komme, wie ich heiße, wie lange ich bleibe. Sie weicht gar nicht mehr von meiner Seite und hat so einen eindringlichen Blick, dass es mir zunehmend unangenehmer wird. Sie erzählt von ihrem Geschäft, das in der Nähe ist, zu dem ich mitkommen soll. Ich sage, dass ich später komme, sie fragt ab, ob ich die Nummer noch weiß 😳 Ich erkläre ihr, dass ich erst angekommen bin und mich einfach zunächst umschauen möchte, doch sie folgt mir auf Schritt und Tritt. Erst nach einiger Zeit, scheint sie zu merken, dass ich zunehmend genervt bin und lässt mich, ruft mir jedoch noch mehrmals hinterher. Als ich durch die Gassen schlendern will, passiert mir das quasi ununterbrochen. Hilfe! Gut, Sanur ist wohl nicht DAS Bali an sich, aber dass es so schlimm ist… Ich bin ja auch nur in diesem Ort wegen meiner „Termine“, fahre in drei Tagen weiter und kann nur hoffen, dass das nicht überall so ist, denn das empfinde ich als äußerst anstrengend, eine Freundlichkeit, die irgendwie unecht wirkt. Muah.