Ich sitze wohl in der kleinsten Propellermaschine, in der ich je geflogen bin und es hat ein bisschen was von einem Hubschrauberflug. Das Gute, wir fliegen nicht so hoch und so kann ich am Fenster die Aussicht genießen und vor dem Landen das unglaublich schöne Wasser und die Strände von Koh Samui. Da die Insel nicht von vornherein geplant und für mich einfach ein Teil Thailands war, habe ich kleiner Vollpfosten mich nicht wegen des Wetters schlau gemacht und lande mitten in der Regenzeit 😬 Wenn es nächstes Mal Schwierigkeiten mit der Flugbuchung gibt, werde ich nochmal in mich gehen, woran es tatsächlich liegen könnte, sind es doch manchmal die kleinen Hinweise, die es wahrzunehmen gilt 😉 Auf jeden Fall fahre ich mit dem Taxi durch überflutete Straßen, bevor ich in meinem Hostel ankomme, das eher an eine kleine Hotelanlage erinnert. Und so sitze ich am ersten Tag im überdachten Bereich und staune über die Regengüsse, die ich so noch nie erlebt habe, Monsunregen eben. Das gleiche mache ich auch am zweiten Tag. Eine gute Übung für ungeduldige Menschen 😆
Das Leben hat weitere Übungen für mich parat. Erst werde ich ziemlich übel zerstochen, was mir an sich nicht so viel ausmacht – juckt halt normalerweise ein bisschen. Nein, das hier sind richtige Mistviecher, denn jeder Stich mutiert zu einem kleinen Ei. An meiner rechten Hand wachsen Ring- und Mittelfinger regelrecht zusammen. Genervt gehe ich auf mein Zimmer, das ich (noch) für mich alleine habe und… entdecke eine fette schwarze Riesenspinne. Ein Glas oder Gefäß ist nicht in Reichweite und hier hört es mit meiner Tierliebe ehrlich gestanden auch auf, ich sage ihr den Kampf an. Kurz ist sie schlauer und verkriecht sich hinter einem der Spinde, aber mein Rütteln holt sie wieder in den Ring. Dabei gehe ich fast brutal vor, aber immerhin gelingt mir der Sieg. Glaubt mir, das sind Momente, in denen ich an Rückflug denke… 🤣 Meine Fantasie, die mir Bilder von Spinnennestern unter dem Bett und dergleichen zeigt, muss ich ebenfalls vehement stoppen, doch auch das gelingt mir erstaunlicherweise. Und ich frage mich, wie das in Australien werden soll…

Am dritten Tag verlasse ich dann in einer Regenpause endlich mal die Anlage und bin ein mal mehr dankbar um meine genialen Flipflops, mit denen ich durch das knöchelhohe Wasser waten kann. Erlebe ich also auch, was Überschwemmungen sind, ich hätte es fast nicht „ausgewogener“ wählen können 😃

Ich gehe am Strand spazieren und entscheide mich für eine Massage. So günstig bekomme ich das schließlich so schnell nicht wieder und dazu mit Blick auf das Meer. Ich denke, es gibt Schlimmeres 😉
Inzwischen teile ich mir mein Zimmer mit Steven aus Schottland, der irgendwie in sich zurück gezogen wirkt. Ich erfahre später, dass er gerade frisch aus einem Meditationsretreat kommt, was er zuvor noch nie praktiziert hat, und er sieht echt „auf den Kopf gestellt“ aus. Es scheint einiges mit ihm gemacht zu haben. Nach und nach kommen ein paar mehr Gäste, aber irgendwie ist hier jeder so ganz mit sich beschäftigt. Ist okay, kann ich auch 😄 Endlich Sonnenschein pur am vierten Tag und jetzt schon wieder so, dass mir die Brühe läuft, ohne dass ich etwas tue. Dennoch genieße ich den Strandtag, bin ich doch eher ein Sonnenkind. Als ich am Spätmittag zusammen packe, quatscht mich ein Amerikaner namens Nate von der Seite an und stellt mir diverse Fragen zur Umgebung. Ich finde nicht unbedingt, dass ich ortskundig oder gar einheimisch aussehe, aber gut. Außerdem freue ich mich über jede internationale Begegnung und kann manchmal kaum glauben, woher sie alle kommen und wie cool sich das anhört „Hey, ich habe Nate aus North Carolina kennen gelernt“ 😎 Am Ende meiner Reise werde ich definitiv die Welt kennen gelernt haben, auch wenn ich nicht ansatzweise überall gewesen bin. Auf jeden Fall war es keine Anmache von Nate, denn nach dem Fragen-Antwort-Spiel verabschieden wir uns freundlich und wünschen uns alles Gute.

Für den nächsten Tag habe ich eine Dschungel-Safari gebucht, denn mit Roller auf überfluteten Straßen muss dann auch nicht sein. Und so werde ich morgens von einem dicken fetten dunklen Jeep abgeholt. Hinten sitzt ein ebenso dunkler Typ, sieht aus, als hätte er eine Sturmhaube auf, dazu ein Bier in der Hand. Na das kann ja lustig werden. Ich setze mich, als er irgendwas von „yesterday“ murmelt, sein Tuch aus dem Gesicht zieht und ich Nate wieder erkenne. Ja, so klein ist die Welt, auch hier draußen 😉 Wir picken noch zwei Honeymooner-Pärchen auf, von denen eine Deutsche und drei Briten sind. Eine nette Truppe. Außerdem fahren wir mit weiteren Jeeps im Konvoi. Wer sich unter Koh Samui einzig türkisfarbenes Wasser und Sandstrände vorstellt: weit gefehlt. Diese Insel ist grüner als alle, die ich bislang gesehen habe. Wir fahren zum Grandfathers & Grandmothers Rock, was sehr unsittlich aussieht 😂 der Blick über Steine, Sand, Meer hinweg dagegen traumhaft. Der Besuch eines Tempels, in dem ein mumifizierter Mönch in einem Glaskasten genau so sitzt, wie er bei der Meditation gestorben ist, finde ich makaber. Das finden auch Silvia und Evelyn, die ich am Dialekt sofort als heimisch identifiziere. Sie sind aus Offenburg, ca. 50 Kilometer von Baden-Baden entfernt. Sag ich doch, die Welt ist klein. Den Rest des Tages verbringen wir im Dschungel – bei Wasserfällen, am Big Buddha Koh Samuis, auf einer Gummibaumplantage, was wir ohne diesen monströsen Jeep niemals nie erreicht hätten, denn die Wege sind einfach unbeschreiblich. Tiefe Gräben, matschige Spuren, Riesenschlammpfützen und teils auf sehr steilen Abschnitten. Da schlucke ich zwischendurch schon bzw. ändere meine Blickrichtung, um nicht hinsehen zu müssen, wie wir hindurch fahren. Die Gruppen sind witzig und wir haben Spaß bei der gegenseitigen Wasserschlacht mit den dafür bereit gestellten Spritzflaschen. Irgendwann regnet es auch wieder und so ist es völlig egal, von wo oder was man nass wird 😅 Ein schöner Tag!

Viel Zeit bedeutet auch viel Zeit zum Nachdenken. Aktuell beschäftigt mich die baldige Weiterreise nach Australien. Alles was ich irgendwie vor hatte oder geplant war, ist jetzt schon wieder anders. Sei es der geplante Besuch eines lieben Freundes, der nicht klappt oder die Tour mit Jody aus der Borneo-Gruppe. Seltsam. Ich weiß, dass man bei Veränderungen selten vorher weiß, was einen erwartet, aber… hatte ich schon mal meine Ungeduld erwähnt? 😜 Irgendwie habe ich Respekt und das vor einem Land, in dem ich schon drei Mal gewesen bin und auf das ich mich am meisten gefreut hatte, echt komisch. Etwas leichter wird mir, als mir mein langjährigster Freund schreibt und fragt, wo wir uns in Australien treffen und ich am letzten Morgen Karl (!) von der Sunshine Coast kennen lerne. Wir tauschen mal vorsichtshalber Kontaktdaten, er sagt, ich könne mich ruhig melden. Ja, das sind die Australier. Kurz und knapp erzählt er mir noch seine Geschichte und ich bin völlig geplättet, wie viele unterschiedliche es davon gibt. Vermutlich so viele wie Menschen eben. Er hat eine neunjährige Tochter mit seiner besten Freundin, die gerne ein Kind wollte, bevor sie zu „alt“ ist. Dann haben sie eben geheiratet und sind jetzt eine Familie…

Ich hatte den Flughafen schon in guter Erinnerung, als ich ankam. Vor Abflug mache ich ihn zu meinem persönlich schönsten, den ich je gesehen habe. Weitestgehend open Air, wunderschön angelegt mit einem kleinen Fluss voller Seerosen, außergewöhnlichen Pflanzen und vielen kleinen Boutiquen, die eher an ein „Outlet-Dörflein“ erinnern. Unsagbar geschmackvoll und schön. Er scheint privat zu sein, was ich bei den Flugpreisen gerne glaube. Kleine offene Wägen fahren uns aufs Rollfeld zu einer erneut kleinen Propellermaschine.

Da ich dann doch ein bisschen sparen wollte, habe ich mich für einen Zwischenstopp von sechs Stunden in Bangkok entschieden. Mir kommt der Gedanke, einen Ausflug in die City zu machen, lese aber in diversen Erfahrungsberichten, dass die Zeit wegen des Verkehrs zu knapp ist. Das verwundert mich doch etwas und ich werde einfach am Flughafen nachfragen. Muss ich nicht, denn den Verkehr sehe ich bereits aus der Luft und er spricht Bände. Ein Tulpe am Informationsschalter nimmt mir dann alles an Ideen, was mir bleibt, denn ich darf nur im Domestic-Terminal bleiben, der nicht wirklich viel zu bieten hat, außerdem hässlich, voll und laut ist. Also übe ich mich weiter in Geduld 😏