Ich fliege nach Adelaide. Bis ich ankomme, ist es später Abend. Glücklicherweise lande ich zufällig an einem Bus, der in die City fährt und in der Nähe meines YHA hält, sehr schön. Bis ich auf dem Zimmer bin, schlafen alle und ich kann im Dunkeln mein Bett beziehen, rücksichtsvoll wie ich bin, natürlich ohne Licht und möglichst auch ohne Laut 😏 Ich selbst bin durch zweieinhalb Stunden Zeitverschiebung noch nicht müde und setze mich draußen noch ein wenig hin, sehe weitere Gäste einchecken. Darunter ein quirliges Mädel, das auch ganz freundlich grüßt und das ich schließlich… in meinem Bett wieder finde 😳 Da ich keine Lust habe, ein weiteres Bett im Dunkeln zu beziehen, stupse ich sie an – sie ist zum Glück noch wach – und sage ihr, dass sie in meinem Bett liegt. Es ist ihr mehr als unangenehm und sie entschuldigt sich tausend Mal. Sie dachte, die Betten hier seien schon bezogen. Ich biete ihr an, ihr beim Bett beziehen zu helfen, aber das will sie auf gar keinen Fall. Wir tauschen Bettdecken und Kissen und jetzt bin auch ich müde.

Am nächsten Morgen, vielleicht auch eher Tag 😅 mache ich mich auf, um Adelaide zu erkunden. Der Flughafen war schon kurios, die Stadt ist es irgendwie auch. Einerseits eine dieser australischen Städte, die zwar groß und trotzdem übersichtlich sind, auch alles haben und andererseits, ich weiß nicht… irgendwie charmelos. Hier und da mal Streetart an den Häuserwänden, zumeist im Aboriginal Style, ansonsten eher unspektakulär. Ich komme auch in eine Straße, in denen von diesen schönen Häusern wie in Freemantle stehen, genieße ein Eis und bleibe dennoch weitestgehend unbeeindruckt. Ist soweit auch nicht schlimm, denn morgen geht es für zwei Tage nach „Kangaroo Island“, dann habe ich noch den Sonntag und am Montag kommt auch schon Jens und wir gehen auf einen gemeinsamen „Roadtrip“.

Als ich mir in der Dämmerung noch etwas zu Essen hole, fallen mir die vielen, teils obdachlosen, Aborigines auf, die mitunter schimpfend durch die Straßen laufen, vermutlich alkoholisiert. Ich erfahre, dass ihnen ein Gen fehlt, das den Alkohol einigermaßen zügig wieder abbaut, daher soll man ihnen auch keinen geben. Sachen gibt’s. Auf jeden Fall fühle ich mich hier nicht sonderlich wohl.

Um sechs Uhr werde ich vor dem Hostel mit einem Kleinbus aufgepickt. Einige Teilnehmer sitzen schon im Bus, weitere werden noch abgeholt. Als wir mit zwölf Personen vollzählig sind und bereits aus der Stadt draußen, fällt Andrew unserem Tourguide auf, dass er zwei Falsche im Bus sitzen hat und dafür zwei andere fehlen 🤓 Ich dachte immer, das gibt’s nur im Film und bin froh, nicht Betroffene zu sein 😅 Er will wieder umkehren, kommt jedoch in Bredouille, da das möglicherweise bedeutet, dass wir unsere Fähre nicht erwischen, denn immerhin haben wir noch eineinhalb Stunden Fahrt vor uns. Er telefoniert hektisch und fährt dann mit den Falschen gelassen weiter. Ich bin gespannt.

Je südlicher wir kommen, desto mehr verändert sich die Landschaft, von der ich hin und weg bin. Es ist zwar alles überdurchschnittlich trocken, um nicht zu sagen vertrocknet, doch diese karge und doch sanfte Hügellandschaft mit ihren beige-braunen Tönen, in die sich immer wieder lind- und mintgrüne Farben mischen, faszinieren mich. Ebenso wie die unzähligen Kakadus, Kägurus und Wallabies, die wir um diese frühe Zeit immer wieder sehen. Hier könnte ich, im Gegensatz zu Adelaide, bleiben, so ganz in Ruhe und mit mir. Der Trubel der letzten Wochen hängt mir irgendwie noch nach, außerdem bin ich müde und, tatsächlich und ohne Witz, friere ich. Auf der Fähre sogar so, dass ich vor Kälte zittere. Und ich sitze nicht einmal draußen. Aber die Klimaanlage ist so aufgedreht und man entkommt ihr nirgends, da sie überall und in jede Richtung bläst. Ich habe dahingehend Glück, dass ich eine lange Hose angezogen und einen Pulli mitgenommen habe. Nach meiner Monsunregen-Erfahrung auf Koh Samui, mache ich mich inzwischen immer im Vorfeld wegen des Wetters schlau und habe gesehen, dass es auf Kangaroo Island deutlich frischer ist. Auf Nachfrage wurde mir das bestätigt, mit dem Hinweis, dass es hier Einflüsse arktischer Winde gibt. Die meisten anderen gingen davon aus, dass die 37 Grad vom Vortag in Adelaide auch für die kommenden Tage auf Kangaroo Island gelten 😬

Was freue ich mich, dass sich die schöne Landschaft auch auf der Insel fortsetzt. Beim ersten Fotostopp inhaliere ich den Anblick regelrecht. Mal wieder einer derer, die man leider nicht auf ein Foto bekommt. Unsere Fahrt führt uns weiter an einen dieser Strände, deren Bilder vermutlich kein Mensch mehr sehen möchte, zumal gerade Winter in Deutschland ist, den ich – zugegeben – dieses Jahr mal echt nicht vermisse 😆 Die Gruppe taut so langsam auch auf – sowohl was das Frieren als auch das Kommunizieren betrifft. Inzwischen sind auch die älteren Paare getauscht worden. Die Segler sind auf ihrem Trip, die Belgier, die sich lustiger weise von sich aus als „Großeltern der Gruppe“ vorstellen, sind bei uns. Weiter geht es auf eine Honigfarm, auf der die Herstellung erklärt wird und wo wir die verschiedenen Sorten testen können: Spring Mix, Sugar Gum und Blue Gum, letztere sind die typischen Eukalyptusbäume Australiens. Ich probiere alle drei und finde sie… grässlich 🤣 Nun bin ich was Honig betrifft, auch etwas von der eigenen Herstellung meines Onkels in Kroatien verwöhnt, aber den hier muss ich nun wirklich nicht haben. Doch ich mag die Farm, deren Land mit der roten Erde an das Outback Australiens erinnert.

Anschließend gibt es ein Picknick zum Lunch. Jeder hilft mit, schnippelt oder richtet etwas,  bevor sich jeder ein Sandwich auf einem so trockenen Brötchen zubereitet, dass es mir fast im Hals stecken bleibt. Da hilft auch ein Liter Barbecue-Sauce nichts 🤪 Nun gut, so ist das Essen auf diesen Touren nun mal. Es folgt eine Vorstellungsrunde und ich bin inzwischen so überfrachtet mit menschlichen Informationen, dass ich mir nicht einmal die Hälfte merken kann. Von dem ein oder anderen den Namen, dann mal wieder einen Job. Aber eines bleibt interessanterweise immer kleben: wer woher kommt. Dieses Mal sind wir eine Mischung aus Deutschen, Franzosen, Italienern, Belgiern und Susie, einer Australierin.

Für den ersten Moment bin ich satt und weiß jedoch genau, wie es für mich weiter geht: nach den Kohlenhydraten habe ich genau in einer Stunde wieder Hunger 🙄 Wir gehen zum „Seal Bay Visitor Centre“, wo uns ein separater Guide zum Strand zu den Seelöwen führt. Schon aus der Ferne können wir neben der einmaligen Landschaft, die vielen Tiere sehen, die aussehen, auch wenn sich das makaber anhört, als würden sie tot an Land liegen. Tatsächlich schlafen sie gemütlich und wirken faul, was sie ganz und gar nicht sind. 300 bis 400 Mal pro Tag sind sie bis zu 275 Meter tief und bis zu 12 Minuten lang unter Wasser!! Was für gigantische Zahlen und welch Leistung dieser Tiere. Wir dürfen uns ihnen am Strand bis zu 10 Meter entfernt nähern und stolz darauf sein. Denn es ist mit ca. 800 Seelöwen nicht nur die drittgrößte Kolonie Australiens, sondern auch die größte weltweit, die man direkt am Strand sehen kann. Zwischendurch wird mal das ein oder andere Tier wach, wir beobachten auch zwei, die im Wasser miteinander spielen, ein ca. 190 Kilogramm schweres Koloss schaut zu uns auf, will wohl wissen, was da hinter ihm passiert 🤓 Ein Highlight, würde ich sagen. Und so denke ich immer und immer wieder, auf dieser Insel, in Australien, auf der Reise, dass ich schon so viele Highlights hatte, so viel Unbeschreibliches und Unglaubliches gesehen und erlebt habe, dass doch so viel mehr gar nicht mehr kommen kann und dann dauert es keine ganze Stunde, bis mich auch schon das nächste erwartet: „Little Sahara“ – Sanddünen aus weißem feinpudrigem Sand, soweit das Auge reicht… ohne Worte. Andrew hat Sandboards dabei und wir sollen uns doch alle mal ausprobieren. Es dauert einige Anstrengung den Hügel zu erklimmen, doch die Aussicht, vor allem hinter dem Hügel, ist einfach phänomenal. Wie ich die anderen beobachte, die egal ob im Stehen oder Sitzen, meist kopfüber im Sand landen, bin ich ja selbst sehr gespannt, was mich erwartet. Und dann geht’s auch schon los. Im Sitzen brettere ich die Piste runter und tatsächlich fährt mich das vorher gut gewachste Brett bis nach unten. Okay, zugegeben bekomme auch ich zum Schluss eine „Lapp voll“ Sand, wie der Badener zu sagen pflegt, aaaber, laut der anderen (und ich sehe es natürlich genau so 😜), war meine die beste Performance 😉 Das Wichtigste aber: ich hatte einen Riesenspaß, was man an meinem anschließenden Foto erkennt – es ist das wohl schönste und strahlendste Foto überhaupt 😊
Ein einziger Tag und schon so viel erlebt, doch es geht noch weiter. Wir fahren zum „Point Ellen“, um von dort die „Vivonne Bay“ anzuschauen, einen der Top-Strände der Welt. Leider sehen wir ihn nur aus der Ferne, doch es reicht, um dem zustimmen zu können. Den Abschluss der Tour für heute führt uns zur „Hanson Bay“, mein ganz persönlicher Favorit. Es sind zwei Buchten, die durch eine kleine weiße Sanddüne getrennt sind, die wir begehen. Es sind nicht nur diese beiden unfassbar schönen Strände, es ist die Kombination mit der Vegetation dort – ein so megasattes Grün, das aus dem weißen Sand und den Felsen hervorsticht, dass ich am liebsten mein Zelt hier aufschlagen würde. Ich kann manchmal wirklich kaum noch glauben, was ich da alles sehe und merke, dass mir so langsam auch die Adjektive zum Beschreiben ausgehen 😅

Nun sind wir nach dem erfüllten Tag und dem frühen Aufstehen doch alle sehr erschöpft und freuen uns über die Farm, auf der wir heute übernachten, die umgeben ist von Koppeln, auf denen Kängurus in der Dämmerung umher hüpfen und Wildenten herum watscheln. Drei Pärchen haben Doppelzimmer, wir anderen acht teilen uns ein großes Zimmer. Und dieses Mal ist es gar nicht wie Landschulheim, sondern eher, wie mit Freunden unterwegs zu sein. Eine richtig tolle Gruppe 🤩 Wir helfen alle wieder beim Zubereiten und Richten des Abendessens mit, während Andrew und Luka, italienischer Koch, sich ums Grillen kümmern. Immer wieder freue ich mich aufs australische Grillen und muss leider jedes Mal feststellen, dass es nicht besser wird, denn leider schmeckt das Fleisch hier überhaupt nicht. Also echt gar nicht. Egal, die Atmosphäre macht’s 😉 Spät wird es heute nicht, denn auch morgen ist mit sechs Uhr wieder frühes Aufstehen angesagt.

Am frühen Morgen fahren wir also los. Eine gute Zeit, um das „Wildlife“ zu erleben. So sehen wir einige Kängurus, sogar einen schwarzen „Wedge-tailed Eagle“, zu deutsch: Keilschwanzadler. Wir steigen auch mal aus, was die Tiere nicht stört, manche hüpfen nur ein Stück weiter. Im Übrigen können Kägurus bis zu 40 km/h erreichen, Riesenkängurus bis zu 80 km/h (!) und gebrauchen zur Fortbewegung ihren langen Schwanz, der beim Steuern und Ausbalancieren hilft. Nach diesem kleinen Wissensexkurs gehen die Höhepunkte ununterbrochen weiter: an den „Remarkable Rocks“ sehen wir die abgefahrensten Felsformationen überhaupt, während der Wind uns schier davon zu wehen droht. Am „Admirals Arch“, einem Naturfelsenbogen, sehen wir wieder Seelöwen, auch Babys, und es scheint einer der meistfotografierten Spots der Insel zu sein. Schaut man durch den Bogen, sieht man raues Meer, unter dem Bogen selbst flache Felsen, mit all den Tieren. Natur wie sie ursprünglicher nicht sein kann. Im „Flinders Chase Nationalpark“ machen wir einen kleinen Walk, bei dem wir frei lebende Koalas in den Baumwipfeln entdecken, wie immer schlafend 😴 Schlafen und Essen – die haben ein Leben 😉 Wir erleben unerwartet einen kleinen Regenschauer. Es ist eben alles mit dabei, wenn man sich in der Natur befindet.
Das heutige Mittagessen finde ich super und muss ich mir für die nächste Party merken: weiße und rote Bohnen,  gewürfelte Avocado & Salatgurke mit Tomatensalsa vermengen, würzen. Sauerrahm auf einen (Spinat-)Wrap verteilen, das Bohnengemisch darauf geben und oben drüber noch gecrashte Taccos streuen, einrollen, genießen. Ach so und den Wrap hatten wir vorher ein paar Sekunden auf dem Grill, damit er warm ist – mega!! 😋

Zwei Strände bleiben noch, wobei der „Stokes Beach“ echt witzig ist. Denn als wir ankommen, sehen wir keinen sehenswerten Strand, sondern Stein und Geröll, dann gehen wir durch teils sehr enge Felsformationen hindurch, um am anderen Ende einen Traumstrand zu sehen. Es ist schon einfach alles unglaublich hier auf dieser Insel. So viel Schönes und dabei haben wir gerade einmal 3-4% der gesamten Insel gesehen. Eine Insel, die wahrlich beeindruckt um nicht zu sagen, einen hin und wieder regelrecht wegbeamt 😍

Dann geht es auch schon wieder zurück, wobei es mir vorkommt, als wäre ich eine ganze Woche hier gewesen. Auf der Fähre esse ich mit Susie noch eine Kleinigkeit. Ich habe viel von ihr gelernt und es ist immer wieder schön, sich mit Einheimischen selbst auszutauschen. Außerdem ist sie ein ganz liebenswerter Mensch und ich freue mich sehr, sie getroffen und ihre Geschichte vom Leben als alleinerziehende Mama gehört zu haben…

Den Sonntag hatte ich für Orga, Telefonate mit den Liebsten, Schreiben, Bilder sichten plus sortieren und Zeit für mich eingeplant. Leider ist auch meinem Körper alles zu viel. Er zeigt sich kränklich und zwingt mich mit heftigen Kopfschmerzen zur Ruhe. Jeder Laut und jede neue, womöglich noch redselige, Zimmergenossin stressen mich unheimlich. Einzig die junge Julia gestern Abend war erfrischend, auch wenn ich hundemüde war. Als Physiotherapeutin hat sie sich sogar noch meines Rückens angenommen, der durch das schwere Gepäck und die nicht immer gemütlichen Betten, schon auch Einiges auszuhalten hat. Zumindest er fühlt sich heute besser…

 

 

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