Ich bin schon immer gerne gereist und bin ohnehin am liebsten unterwegs, egal wo, egal wie lange. Meinen 40. im Frühjahr 2017 habe ich auf Curacao gefeiert, es folgten Kurztrips und im Sommer bin ich noch den Lechweg gegangen, anschließend nach Kroatien geflogen – in das Land meiner Wurzeln. Danach wurde es ruhig, sehr ruhig, zu ruhig. Ich hatte keine Pläne, es war nicht viel los und ich merkte, dass ich an diesem Zustand gerade nichts ändern konnte. Schön ist anders. Heute weiß ich, es sind die Zeiten, in denen im Grunde immer am Meisten in und mit mir passiert…

Am 20.10.2017 dann saß ich beim Frühstück und mir liefen die Tränen. Ich wusste nicht recht warum, denn so schlimm war es nun auch wieder nicht. Ich musste an meinen Papa denken, der vier Jahre und vier Monate zuvor „gegangen“ war. Und habe mich gefragt, was er wohl gerne noch in seinem Leben gemacht hätte. Was mich dazu brachte, zu überlegen, was ich wohl am Ende meiner Tage denken werde, was ich gerne gemacht hätte und nicht gemacht habe. Schon der Gedanke schien mir absurd – zu erahnen, was man eines Tages bereuen wird. Mir kam das Reisen, das Ausland – länger als nur einen Urlaub lang. Und im nächsten Moment hat sich auch schon der Verstand eingeschaltet und mir die Fragen entgegen geschmettert, die man aus der Gesellschaft kennt und die mir später auch unzählige Male gestellt wurden: Alleine? Als Frau? Mit welchem Geld? Was mache ich mit der Arbeit, der Wohnung und überhaupt, wie soll das gehen?
Also habe ich die Gedanken unterbrochen und bin in den Tag gestartet. Die Traurigkeit blieb.
Ich erzählte mittags einem lieben Freund davon, wieder Tränen. Er fragte, was passieren könne und was man schon zu verlieren habe und meinte, ich solle das machen. Und wieder die Fragen „Ja wie, alleine? Als Frau?“ Worauf hin er nur sagte „Tanja, Du weißt doch selbst – wenn man seinem Herzen folgt, wird alles gut laufen.“ Das war der Anfang dessen, was noch am selben Abend geschah. Ich kam nach Hause und hatte – wieder nichts vor. Und das am Freitagabend. Ich saß irgendwie niedergeschlagen auf der Couch, als ich ein Video per WhatsApp bekam „What a wonderful world“ – Bilder und Naturphänomene aus der ganzen Welt mit entsprechend inspirierenden Texten. Jetzt nicht nur Tränen, sondern Tränenströme. Was dann geschah weiß ich nicht, auch nicht wie lange es ging und wie ich es am Besten beschreiben kann. Mir kamen nacheinander gereiht die Antworten auf alle meine Fragen, die mein Verstand mir morgens stellte: wie ich es bei der Arbeit lösen könnte, wie finanziell, was ich mit der Wohnung mache, mit dem Auto, wie ich mich vorbereite, wer mir die Website macht und… welche Länder und Orte ich besuchen soll! Bam! Eine halbe Geburt und ich platt wie ein Schnitzel. Außerdem überfordert ob dieser Eingebung. Und jetzt, was sollte ich damit tun? Definitiv auf jeden Fall erstmal mit niemandem sprechen, sondern setzen lassen. Ich schrieb noch schnell alles auf, denn es war so viel, dass ich Angst hatte, etwas davon zu vergessen.

Es folgten Tage mit unzähligen „Zufällen“, als würde ich regelrecht in dieses „Projekt“ geschoben. Ob der Filmtipp einer Apothekerin „WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“, ein Freund, der ihn zwei Tage später mit mir schauen will, Lieder wie „Over the rainbow“, zu dem ich ohnehin eine besondere Verbindung habe, erneut „What a wonderful world“, die Mail einer jungen Kollegin, in der zu finden ist, dass sie eine Auszeit nimmt (ratet, was sie macht? ;-)) usw.
Ich fange an, mich zu erkundigen und führe vertrauliche Gespräche mit Personalabteilung, Rentenberater usw. Bekomme wertvolle Hinweise und Tipps. Recherchiere, erkundige mich und plane vor meinem inneren Auge, bis ich merke: oh mein Gott, es ließe sich wirklich realisieren. RESPEKT macht sich breit und ich spüre, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Will ich auch nicht. Ich bin kaum zu halten.