Die Antworten auf meine Fragen kommen sukzessive, auf jeden Fall wache ich am nächsten Morgen mit deutlich mehr Klarheit auf und kann binnen weniger Stunden meinen Aufenthalt in Thailand planen und Entsprechendes buchen. Eine Flugbuchung macht es mir aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht ganz einfach, aber ich bin dabei, zu lernen, in solchen Situationen ruhig zu bleiben 😅 Das hätte ich bei den beiden Malen, als meine Kreditkarte kein Geld ausgespuckt hat und ich bei „verified by Visa“ gesperrt wurde, auch sollen. Ich hätte mir minutenlanges in der Warteschleife hängen, die damit verbundenen Kosten und einiges an Nerven sparen können. Und so ruft mich irgendwann ein freundlicher Mitarbeiter der Airline an und wir können alles ganz entspannt klären.
Und ich bin ganz und gar nicht langweilig, doch tatsächlich eben auch keine zwanzig mehr, um täglich das Hostel zu wechseln und über zig Inseln im Schnelldurchlauf zu hoppen. Es sind meine ganz bewusst getroffenen Entscheidungen, wann Aktivität angesagt ist und wann ich Zeit & Raum für mich brauche. Letzteres ist im Übrigen goldwert, sind es doch die Zeiten der größten inneren Weiterentwicklung. So verlasse ich irgendwann zufrieden die Insel, einen von vielen wunderschönen Flecken Erde.

Wayan kommt mir am Hafen schon entgegen und fährt mich nach Canggu, in den Südwesten Balis. Wenn ich auf der Insel eines nicht vermisst habe, ist es der Verkehr 😆 Zum Glück verfügt Wayan über die nötige Geduld, ich hätte sie nicht 😬 Ich bin völlig überrascht, wo ich dieses Mal lande. Das Serenity Eco Guesthouse ist, was der Name schon sagt: eine liebevoll angelegte Anlage, die ganz viele Ruhe ausstrahlt, umweltbewusst ausgerichtet ist und dazu premium-gesundes Essen anbietet: selbstgebackenes Brot, Smoothies, Obst, Gemüse, frische Zutaten, alles glutenfrei und man kann zwischen vegetarisch oder vegan, Sojamilch oder Kokosmilch, gebacken oder roh, doch niemals frittiert, wählen 😁 Ein Garten zeigt verschiedene Heilkräuter und wofür sie gut sind, es gibt einen Pool, ein Spa und unglaublich viele Yoga-Angebote. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass es so viele unterschiedliche Formen gibt und entscheide mich selbst für eine „Chakra Yoga“-Stunde. Ich bin eine von 14 Teilnehmenden, die vorwiegend eher jüngeren Alters sind. Ich bin erstaunt, dass sechs Jungs, eher vom Typ „Surfersunnyboy“, sich ebenfalls darin üben und freue mich erneut über die Entwicklung der nachfolgenden Generationen. Ich habe Respekt vor eineinhalb Stunden, war ich doch erst ein einziges Mal beim Yoga, als mich eine Lieblingskollegin in der Mittagspause mit hin geschleppt hat 😉 Und ich kann gar nicht glauben, wie gut das funktioniert – ich bin „biegsamer“ und gelenkiger, als ich das je zu hoffen gewagt hätte. Ist wohl doch noch was aus der Inkarnation übrig geblieben, in der ich Yoga-Lehrer war 🤣 Der Yogi wie aus dem Bilderbuch, führt uns großartig hindurch und ich fühle mich ausgesprochen gut danach. Selten so geschwitzt, aber es gibt ja Duschen. Ich muss gestehen, dass mich Yoga und die Art der Speisen, die es hier gibt, immer eher ein wenig auf Abstand gehalten haben. Ich hatte oft das Gefühl, dass es einfach nur ein Trend ist, dem jeder hinterher spurtet. Jetzt lerne ich das damit einhergehende, vor allem körperliche, Wohlbefinden kennen und schätzen. Am Abend hält ein Franzose einen Vortrag über die globalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und führt uns verschiedene Szenarien vor Augen, was mit unserem wunderschönen Planeten passiert, wenn wir nichts ändern. Benjamin war einst Topmanager und lebt inzwischen seit 12 Jahren auf Bali. Er wollte einen Sinn finden und denkt, ihn nun auch gefunden zu haben. Er kommt authentisch rüber und ich finde, dass er die traurigen Entwicklungen mit seiner Präsentation sehr gut vermittelt, zum Nachdenken anregt, obwohl man sich vieler Dinge schon bewusst ist. Und es scheint gar nicht einfach, den Teufelskreis aus Ängsten zu durchbrechen, die zu Gier führen und in der Folge allerlei Probleme mit sich bringen, egal ob im wirtschaftlichen Handeln oder menschlichen Miteinander. Und ich teile seine Auffassung, dass es nicht nur Politiker und die Machthabenden betrifft, sondern jeden einzelnen von uns. Wenn sich jeder Gedanken macht und ein wenig verändert, dann erst kann auch global etwas geschehen.
Und in diesem Moment denke ich sofort an ein paar liebe Menschen aus meinem Umfeld, die mir hier vor allem zum Thema Nachhaltigkeit Vorbild sind. Ein guter Freund beispielsweise schaut, wo man sich an Fallobst bedienen kann, sammelt dieses, nimmt seine Kinder und die der ganzen Nachbarschaft, produziert Säfte und Marmeladen. Eine liebe Kollegin hat so einige Tipps zu Müllvermeidung und effizienten Produkten auf Lager, so stellt sie beispielsweise ihre Zahncreme oder Waschmittel selbst her. Bezüglich der Müllprobleme in Asien und dem Plastikproblem insgesamt, nehme ich selbst Einiges mit. In dieser Unterkunft haben sie unter anderem wiederverwertbare Müllsäcke aus Textil. Auch eine gute Idee.

Und weil ich so gerne netzwerke, tauschen Benjamin und ich Kontaktdaten. Gerne unterstütze ich seine Arbeit, wenn irgendwie möglich. Ich verweise ihn auch direkt an Nang, der in Ubud für das Dorf eine „Plastik-Bank“ eingerichtet hat. Letztlich ist es nichts anderes als unser Pfandsystem. Hier bringen die Einheimischen einfach ihre ganzen Plastikflaschen mit und können quasi eine Art Konto eröffnen. Schön zu sehen, dass auch in hiesigen Ländern schon viele in diesem Bewusstsein unterwegs sind oder helfen, das der anderen zu fördern.

Meinen letzten Abend verbringe ich zum Sonnenuntergang am Strand und lasse meine Zeit auf Bali Revue passieren. Gefühlt war ich Monate hier und mir wird klar, warum ich die Stille, in diesem Fall unter anderem in Form von Einzelzimmern, gesucht und gebraucht habe. Viele Gedankenanstöße, Impulse, Gefühlsregungen, Veränderungen durften hier auf Bali, der Insel der Götter, geschehen. Und ich bin dankbar. Auch, dass ich heil geblieben bin. Denn nach zwei Erdbeben und am Morgen meines eigenen Abflugs der Absturz einer Passagiermaschine auf der Nachbarinsel weiß ich, dass unser Glück nicht selbstverständlich ist. Mein Mitgefühl gilt denen, die es anders erfahren. Ich durfte den kaum merkbaren Hauch eines Ansatzes spüren, wie sich das anfühlen muss und doch würde ich niemals behaupten wollen, wirklich zu wissen, wie Menschen, die so viel Leid erfahren, sich wirklich fühlen. Und auf einen Schlag, werden die eigenen Sorgen so unbedeutend und klein.

 

 

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