Während Beate in Stockholm wieder vom Flughafen Arlanda wegfliegt, fahre ich zum Flughafen Skavsta, denn: ich löse meinen Geburtstagsgutschein von Ute ein und fliege nach Düsseldorf! Ein bisschen komisch ist es mir schon, jetzt nach Deutschland zu fliegen, obwohl mir ja noch etwas mehr als ein Monat auf meiner Weltreise bleibt. Die – mit Verlaub – unterirdischen Flugbegleiterinnen machen das Gefühl nicht besser. „Willkommen in Deutschland“ denke ich da nur 🙄 Das Ganze bestätigt sich, als ich den Skytrain nehme, um zum Flughafenbahnhof zu gelangen und mir mit meinem schweren Gepäck keiner Platz macht. Am Bahngleis angekommen, bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich das Ticket für die richtige Bahn habe und fühle mich total gestresst. So verwirrt scheine ich jedoch gar nicht zu wirken, da mich zwei Frauen ansprechen und mich zunächst nach Rat bezüglich ihrer Verbindung und schließlich nach meinem Gepäck und der damit verbundenen Reise fragen. Ich freue mich, denn es sind zwei Offenburgerinnen und so stellt sich ein kleines Heimatgefühl ein. Eine ältere Schwedin, die meiner Erzählung folgt, spricht mich unmittelbar danach an, da ich ja gerade aus ihrer Heimat komme. Fühlt sich alles schon besser an. Als ich einsteige und auf eine Gruppe feiernder Männer treffe, die auf dem Weg zu einem Rockabilly-Konzert sind, fühle ich mich sogar richtig wohl. Als ich sage, dass ich jetzt auch ein Bier bräuchte, bekomme ich direkt eines entgegen gestreckt, von dem ich allerdings nur einen Schluck nehme 😆 Wir kommen ins Gespräch, sie wollen wissen, wo ich her komme, können nicht glauben, dass ich gerade ein Jahr alleine in der Welt unterwegs war. Ganz ehrlich? Ich glaube es ja selber nicht 😅 Der Schwedin sind sie zu laut und so verabschiedet sie sich herzlich ins nächste Abteil, während ich das große Los gezogen habe. Denn am Ziel angekommen, tragen die Jungs mir mein gesamtes Gepäck locker auf die Schulter gelegt aus dem Bahnhof. Es sind viel mehr, als ich gesehen hatte und sie stellen durcheinander zig Fragen und ich weiß gar nicht, wem ich zuerst antworten soll. Die Dynamik ist lustig, denn ich höre nur noch „Das kann ich Dir nachher alles beantworten, das weiß ich schon, frag sie was anderes“ 😆 Okay, Deutschland ist also auch schön und ich bin wieder gänzlich entspannt. Und als ich den Jungs noch hinterher winke und Ute mit ihrem Hund Emma mit dem Auto hält und aussteigt, ist da nichts als pure Wiedersehensfreude! Wir fahren zu den Rheinterrassen, bekommen einen Platz im Strandkorb mit Blick auf den Kölner Dom und gerade brauche ich nichts weiter, um über beide Backen zu strahlen und einfach glücklich zu sein! Und wir müssen nicht mal drauf los quatschen, denn Ute habe ich auf der Reise fast öfter gehört als vorher, insofern sind wir auf dem Laufenden 😄 Seit ich meine Coaching-Ausbildung vor zehn Jahren in Köln gemacht und hier, vor allem auch mit Ute, enge Freunde gefunden habe, fühlt sich das hier ein bisschen wie Zuhause an 😍

Wir fahren zu ihr nach Hennef ins Grüne und da wir die kommenden Tage viel vor haben, ist Anprobe angesagt. Wir durchforsten kistenweise Schlageroutfits und sind entzückt von den bestellten Dirndl-Kleidern. Wir sind auf den Punkt fertig, als Achim nach Hause kommt und wir den lauen Sommerabend auf der Terrasse ausklingen lassen.
Während Ute am nächsten Tag Termine hat, packe ich mein gesamtes Gepäck aus und sortiere alles weg, was ich jetzt definitiv nicht mehr brauchen werde. Und ich dachte, das hätte ich Karla und Beate schon alles mitgegeben 😅 Zu meiner Verteidigung: bei Ute lagen noch Sachen, die sie aus Thailand mitgenommen hatte, dazu noch Weihnachts-, Geburtstags-, Willkommensgeschenke und irgendwelche Sachen, die ich hinter irgendwelchen Reißverschlüssen am Rucksack finde 🙃 Hach, fühlt sich das aufgeräumt an und mit gewaschener Wäsche auch wieder ganz frisch 😊
Wir müssen recht früh los, denn wir sind verrückt und fahren 300 Kilometer nach Bad Mergentheim für ein „Dieter Thomas Kuhn“-Schlager-Konzert. Was macht man nicht alles, um nach einem Jahr wieder all dem nachzugehen, was man vermisst hat. Und was wären beste Freunde, wenn sie nicht wüssten, was das ist 😍 Wir stehen im atmosphärischen Schlosshof, zwischen all den bunt gekleideten und mit Sonnenblumen ausgestatteten Menschen, direkt in der ersten Reihe und ich bin begeistert von der Setliste, denn ich kann jedes einzelne Lied voller Inbrunst mitgröhlen. H E R R L I C H. Leider gibt es heute keine Aftershowparty wie sonst, aber wir wären ja nicht wir, wenn wir uns nicht mit anderen zusammen täten, um eine Location zum Feiern aufzutun 😝 Da ist zwar nicht viel los, aber ich freue mich über die nette Gesellschaft und erfahre mal wieder Unterschiedlichstes von wildfremden Menschen und werde für solche Momente einfach immer unendlich dankbar sein. Da wir nicht nur ein bisschen verrückt sind, fahren wir die 300 Kilometer in der selben Nacht auch wieder zurück und reden Hauptsache irgendetwas gegen die Müdigkeit. Wir haben es zwar nicht mehr weit, doch jetzt ist endgültig ein kurzer Stop angesagt. Wie gut, denn wir kaufen frisch gebackene Brezeln und ohne zu übertreiben, sind das die Besten, die ich je gegessen habe, dazu noch riesengroß. Kein abendliches Ausgehen ohne einen nächtlichen Snack 😋 Bis wir ankommen, wird es schon langsam hell und wir schicken uns, ins Bett zu kommen, denn das Programm geht ja weiter…

Zu meiner Überfreude wird mir ein weiterer großer Wunsch erfüllt: es wird gegrillt! Dazu kommt Achims family, die ich ja auch alle kenne und mich riesig freue. Allerdings können Ute und ich nicht lange mit sitzen bleiben, da wir heute in die Schalke-Arena nach Gelsenkirchen fahren und zwar zu einem Konzert von… tadam… Andreas Gabalier. Er hat mich quasi dazu gebracht, dieses Wochenende hier zu verbringen 😉 Heute ist also Dirndl angesagt und ich freue mich so. Ich liebe Dirndl und finde es schade, dass es nicht öfter Gelegenheit gibt, welche zu tragen, ernsthaft. Wir sind nur mittelmäßig vorbereitet, denn wir haben weder etwas zum Überziehen noch einen Regenschirm dabei. Schlecht, denn es fängt auf der Fahrt erst an zu tröpfeln, schließlich zu regnen. Wir bleiben einfach bei Ankunft noch ein wenig im Auto sitzen, bis es vermeintlich aufhört. Fünf Schritte gehen wir, bis es wieder anfängt, also nehmen wir einen im Auto gefundenen Schirm mit. Diesen lassen wir am Eingang hinter den Dixi-Toiletten liegen und sind gottfroh, dass sie das Dach der Arena geschlossen haben. Auch deswegen, weil ein wenig später ein Unwetter über Gelsenkirchen zieht 😱 Von dem bekommen wir allerdings wenig mit, denn wir sind voll und ganz versunken in der Show, die Gabalier auf der Bühne abzieht. Ein teures Ticket, doch jeden Cent wert! Was für ein unglaublich powervoller Typ, dazu diese Lieder, bei denen man einfach gut drauf sein muss, mitsingt, schunkelt, klatscht und lacht. Einzig zum Abschluss beim „A moi seng ma uns wieder“ wird es so emotional, dass mein Gesicht von Tränen geflutet wird. Eigene Trauer, aber auch das Wissen, auf welch tragische Weise er seine Schwester und seinen Vater verloren hat. Und doch schafft er es, die Halle begeistert bebend zu verabschieden. Ich bin froh, nun auch die neuesten Lieder zu kennen, so dass ich die Refrains noch die gesamte Zeit auf der Heimfahrt vor mich hin singe 😆 Ach so, übrigens lag der Schirm tatsächlich noch da, da soll mal noch jemand was gegen Dixi-Toiletten sagen 🤣

Ausschlafen ist nicht, denn es steht der nächste Programmpunkt an. Sehr konträr, um Weites „ernster“ und wesentlich ruhiger. Wir fahren nach Köln zu einem Aufstellungstag. Wir sind nur eine kleine Gruppe, doch nicht minder intensiv ist die Arbeit an den einzelnen Themen. Hui. Ich selbst mache auch eine Aufstellung, kann kaum glauben, wie sich etwas völlig anderes zeigt als das, was eigentlich mein Anliegen gewesen ist. Doch ich bin dankbar, wenn auch ein wenig traurig. Erkenne jedoch an, dass genau diese Arbeit, Auflösung, Heilung noch notwendig war auf meinem letzten Stück der Reise…
Als wir fertig sind, uns gegenseitig danken und von allen verabschieden, steppt draußen schon der Bär, denn es ist Christopher Street Day in Köln. Es passt nun überhaupt nicht zu unserer fast meditativen Stimmung, doch kurz schauen wir dem Zug zu, ich fotografiere zwei unglaublich, hört sich komisch an, doch faszinierend aussehende Transvestiten, dann beschließen wir, zurück zu fahren. Wir teilen noch die ein oder andere Erkenntnis, sind ansonsten jedoch in unseren eigenen Gedanken versunken.
Und weil es so schön war, grillen wir erneut und heute können wir auch sitzen bleiben, zumindest Ute und ich. Was ist das schön, im Sommer mit Freunden draußen zu sitzen!
Den letzten Tag verbringe ich vorwiegend mit Emma draußen. Sie freut sich, dass sie daheim bleiben kann, obwohl Ute arbeitet und ich freue mich, in dieser wunderschönen Natur unterwegs sein zu können. Da mal eine Frisbee oder einen Ball werfen und sonst einfach genießen. Das machen Ute und ich dann abends noch auf der Couch bei einem der für mich am faszinierendsten Filme ever: „Die Hütte“. Mehr kann man an einem verlängerten Wochenende nicht erleben, echt nicht. Und ich habe immerhin in Kurzform nachgeholt, was mir im letzten Jahr mit Karneval, Fasching, Aprés-Ski und Schlagerparties flöten gegangen ist 💃 Ich habe schon tausend Mal Danke gesagt und gerne hier schwarz auf weiß noch ein 1001. Mal: von Herzen D A N K E  liebste Ute! ❤

Mein Flieger geht schon morgens um 6 Uhr von Köln. Und ich fliege über Berlin. Über diese Buchung musste ich mich schon wundern, doch wahrscheinlich gehört auch das noch zu dem gesamten (Transformations-)Prozess dazu, nachdem es mich nach übel gescheiterter (Fern-)Beziehung die letzten fünf Jahre nicht mehr hingezogen hatte. Und das Schöne: es ist alles gut! Und so kann ich nun friedlich-fröhlich zu meinem letzten Ziel dieser Reise fliegen, um den Kreis zu schließen: nach Kroatien! Erst ans Meer zur Erholung, auch wenn sich das für die meisten vermutlich schräg anhört, doch die brauche ich wirklich. Es war viel und ich habe es wohl immer noch nicht realisiert. Daher darf ich an den Wellen des Meeres reflektieren, bevor ich mich meiner Verwandtschaft auf dem Land gesund und munter wieder zeigen darf 😉