Ich denke, es ist normal, dass man nervös wird, je näher das Ereignis rückt. Und doch ist es teils sehr herausfordernd, damit umzugehen und die Emotionen & Gefühle so anzunehmen. Ich schlafe unruhig, träume viel, wache morgens mit nervösem Magen auf, komme kaum aus dem Bett. Ich merke, dass mir so langsam auch die Puste ausgeht. Ich muss akzeptieren, dass ich manche nicht noch einmal, andere gar nicht mehr vor Abflug treffen kann, weil es Zeit, Kraft und/oder Entfernung einfach nicht erlauben. Liebe Menschen stehen vor mir mit Tränen in den Augen. Fast überfordert es mich, weil ich nicht damit rechne. Ich dachte immer, ich muss loslassen. Mir war nicht bewusst, dass meine Reise solche Kreise zieht und sich so auswirkt. Ich bin tief berührt – von Menschen, die sich verabschieden, mir Geschenke bringen, liebevolle Umarmungen schenken und besondere Wünsche mit auf den Weg geben. Manche sprechen gar nicht darüber und ich weiß, es macht auch etwas mit ihnen, aber sie können nicht anders. Mit anderen wiederum komme ich mir in Gesprächen auf einer anderen Ebene auf einmal so unfassbar nah, obwohl es bisher keinen intensiveren Austausch gab. Es passiert so viel, dass ich es fast nicht verarbeitet bekomme.
Das andere ist das Bewusstsein darüber, was ich da eigentlich mache. Manches Mal kommt es mir vor, als wäre ich die neun Monate davor fremdgesteuert gewesen. Und ich weiß, es ist gut so, weil ich sonst vielleicht gar nicht bis hierhin gekommen wäre. Neun Monate – die Zeit einer Schwangerschaft. Diese Reise ist mein Baby. Ich weiß, dass genau das für mich in diesem Leben vorgesehen ist und doch bekomme ich immer mehr Respekt. Inzwischen weiß ich auch, was die meisten damit meinen, wenn sie sagen, ich sei so mutig. Es ist nicht mutig, eine Entscheidung zu treffen. Das machen wir alle täglich mehrmals. Mut ist, sich auf eine Veränderung einzulassen, von der du nicht weißt, welche Konsequenzen sie hat und was sie mit sich bringt. Es bleibt nur, Vertrauen in dich und in das Leben selbst zu haben und den Glauben, dass alles, was geschieht, deinem Wohl dient. Und dem gebe ich mich hin. Ich hätte auch eine andere Wahl, die haben wir immer. Doch ich habe mich für diesen Weg entschieden. Und gehe ihn – jetzt.