Warten auf den Bus…

 

Heute steht Beijing mit der Verbotenen Stadt auf dem Plan. Wir nehmen den Bus. Oh. Mein. Gott. Fühlt sich irgendjemand in Deutschland gestresst? Ich empfehle ein Mal Peking und zurück. Das Gefühl wird sein, ein absolut meditatives und gechilltes Leben zu führen. Du steigst hier also in den Bus und dann schreit (!) erst ein in Uniform gekleideter Mann, anschließend eine ähnlich offiziell gekleidete Frau. Der Unterschied, sie mit Mikrofon in der Hand und das, wo sie nicht gerade ein ganz zart besaitetes Stimmlein hat. Sie scheint fürs Kassieren zuständig, für die Ordnung beide. Denn scheinbar geht es darum, die Fahrgäste ordentlich im Bus zu verteilen. Zwischendurch schreit dann noch der Busfahrer selbst mit, weil ihm irgendjemand nicht schnell genug fährt. Zusätzlich hält er ca. eine Minute die Hupe gedrückt. Dann steigst Du irgendwann schon halb schweißgebadet aus und musst aufpassen, nicht überfahren zu werden – von Autos, Rollern, Bussen, Fahrrädern oder Rikschas. Hast Du das dann geschafft, kommt die nächste Hürde: der Zugang zur Verbotenen Stadt. Sie hat immer geöffnet und konnte heute nicht alle Besucher einlassen, denn bei 80.000 ist die tägliche Obergrenze erreicht. Mir schien, ich hätte deutlich mehr gesehen 🙄 Du wirst durch irgendwelche Unterführungen geschoben, Treppen hoch, oben läufst Du im Kreis, dann die Treppe wieder runter, durch die Unterführung, wieder hoch, fast da. Dauert nur noch ein paar Kilometer, denn Du musst schließlich den größten Platz der Welt überqueren – den Tiananmen Square mit 50 ha Fläche. Wie man allerdings auf die Bezeichnung „Platz des Himmlischen Friedens“ kommt, bleibt mir noch ein Rätsel. Gut, vielleicht nachts. Oder damals halt. Inzwischen nicht nur schweißgebadet, sondern klatschnass, endlich angekommen. Wow. Faszinierend die 890 Paläste, ausgerichtet entsprechend dem Prinzip von Yin und Yang. Wären da nur nicht all diese Menschen. Aber glücklicherweise habe ich vor einem halben Jahr eine ausführliche Dokumentation gesehen und weiß also Bescheid und habe es auch leer gesehen – im Fernsehen halt. Trotz meiner klaustrophobischen Züge, bin ich gut da durch gekommen und habe sogar Fotos hinbekommen, auf denen keine oder kaum Menschen zu sehen sind 💪 Frage mich selbst, wie ich das geschafft habe. Um mich ein wenig von der Menge und Enge abzulenken, habe ich die Menschen beobachtet. Die größte Freude hatte ich, wenn mir Kinder gewunken und sich gefreut haben oder ich Menschen angelächelt habe und auch ein Lächeln zurück bekam. Das scheint mir nämlich gar nicht selbstverständlich. Aber bei dem Stresslevel würde ich vielleicht auch nicht mehr so viel lächeln und lachen. Denn auch heute hat sich die Stadt fast ausschließlich in grau gezeigt und ja, es ist Smog und kein Nebel. Heftig.

Noch heftiger waren heute nur noch die Erzählungen von Druja, gleichermaßen aber auch bewegend. Wir sprachen nicht nur über Essen, sondern waren auch dabei, als er auf Nachfrage sagte, dass er keinen Fisch und kein Geflügel isst. Aufgrund der Bestattungen in Tibet. Von denen es zwei Formen gibt, keine weniger grausam als die andere. !! Bitte nur lesen, wenn Horrorfilme schauen auch geht!! Verstorbene werden dort zerstückelt – Details lasse ich aus – und entweder den Greifvögeln in den Bergen überlassen oder den Fischen im Fluss. Daher kein Fisch und kein Geflügel auf dem Teller. Nun die positive Seite dazu. Die Tibeter sind nicht nur Buddhisten, sondern auch Schamanen. Und sie sagen, dass die Erde ihnen das Leben schenkt und so geben sie den Leichnam auch wieder an Mutter Erde zurück. Um schließlich irgendwann wiedergeboren zu werden.

Die entsprechenden Ausführungen dazu und zu anderen Ritualen berühren mich tief, lassen mich einen Moment nachdenklich zurück. Ich bin insgesamt ruhiger und mit mir, frage mich, ob ich schon jetzt einen Gruppenkoller habe 😅 Von wegen Marco ist der „Berg im Ameisenhaufen“, der wäre ohne mich und die Gruppe lost! Über die Gruppenkonstellation darf ich die Tage noch ein wenig sinnieren. Es gibt ja keine Zufälle, welche Menschen aufeinander treffen und so bin ich gespannt zu welcher Erkenntnis ich bis zum Ende der Tour diesbezüglich komme: zwei Lehrer (Allgemeinbildung und Naturwissenschaften), eine angehende Historikerin, deren British ich kaum verstehe, der Nomade und Ich. Ach so, vielleicht so viel, das sind genau die Fächer und Bereiche, die ein rotes Tuch für mich sind. Da bin ich doch mal sehr gespannt, ob ich als Stier oder als Weise aus der Nummer gehe 😁

 

So, morgen geht’s endlich auf die Chinesische Mauer – Wandern, Berge, Natur. Ich fürchte auf den ersten Abschnitten ist wieder mit Massentourismus zu rechnen 😩 aber vielleicht zumindest bei besserer Luft. However. Mit Wifi rechne ich allerdings nicht.